Freitag, 20. November 2015

Hurricane

Ihr Blick schweift zum Fenster. Ihre Augen bleiben dort hängen. Blitze zucken draussen, Windböen fegen über die Bäume. Irgendwie gespenstisch. Aber auch magisch.
Sie weiss nicht, wie lange sie dem Unwetter zugeschaut hat. Aber es tat gut. Irgendwie. Denn dieses Unwetter tobte nicht nur draussen. Dasselbe Unwetter herrschte seit Tagen in ihr drin. Und es schien kein Ende zu nehmen. Alles ging drunter und drüber. Ein Chaos von Gedanken. Gefühlen. Trauer. Depression. Keine Lichtblicke. Alles schwarz. Essen. Fressen. Hassen. Schneiden. Wegrennen. Versuchen zu verstehen. Hilflos sein. Sich aufraffen. Es nicht schaffen. Schauspielern.

Zu viel. Es war alles zu viel. Es ist alles zu viel.
Ihr Blick löst sich langsam vom Fenster. Sie kuschelt sich unter die warme Decke. Traurige Musik. Und es fühlt sich auch eine Art schön an, als die Tränen über die Wangen kullern. Der Sturm draussen. Der Sturm drinnen. Und die Hoffnungslosigkeit. Das Unverständnis. Irgendwann kann sie nicht mehr weinen. Irgendwann schläft sie ein. Und träumt davon, glücklich zu sein. Irgendwann.

Sonntag, 15. November 2015

Du kannst alle um dich herum anlügen. Aber dich selbst belügen, das geht nicht.

 
 
 
Es ist schwierig, sich von jemandem mögen oder lieben zu lassen, wenn man sich selbst nicht ausstehen kann. Immer wieder starte ich den Versuch. Treffe mich mit Männern. Es ist ok. Aber mehr nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Es fällt mir so schwer, zu glauben, dass mich jemand schön, nett, attraktiv finden kann, wenn ich mich selbst so hässlich, dick und unscheinbar sehe.
 

Samstag, 14. November 2015

Mach, dass es aufhört.

Es ist alles zu viel. Ich komme nicht klar damit. Ich fresse mich zu Tode. Hasse meinen Körper. Werde immer dicker. Und bin zu müde, etwas daran zu ändern. So unendlich müde, antriebslos, hoffnungslos. Alles ist dunkel. Und ich will nur, dass es aufhört.

Da sind diese Träume, diese Träume, dass es irgendwann jemand herausfindet. Dass ich irgendwann zusammenbreche. Es erzähle. Oder jemand meine Narben hinterfragt. Ich träume davon, dass mir jemand zuhört, nach meinem versuchten Selbstmord. Und es fühlt sich gut an im Traum. Ich werde in den Arm genommen und bekomme gesagt, dass alles gut wird.

Und dann wache ich auf.

Mir ist übel. Mein Bauch geschwollen. Schmerzlich wird mir bewusst, dass ich schon wieder gefressen habe. Und ich schwöre mir, es nie mehr zu tun. Weil ich so unglücklich bin. Und dann passiert es wieder.

2011
Ich habe so lange gebraucht, um abzunehmen. Mit viel Disziplin habe ich mein Traumgewicht erreicht. Es war anstrengend, aber ich genoss die bewundernden Blicke der Anderen. Ich fühlte mich wohl, gesund.

2015
Innerhalb von 6 Monaten habe ich mir 15 Kilo angefressen. Und mit jedem Tag werden es mehr. Ich hasse meine Figur. Nichts passt mehr. Dumme Sprüche. Ich hasse mich mit jedem Kilo mehr. Schneide mich. Und fresse trotzdem. Ich bin unglücklich mit allem. Beruf, Figur, ...ich schaffe es nicht, mich aufzuraffen. Auszugehen. Ich fühle mich so hässlich, es geht nicht.


Mittwoch, 11. November 2015

Erwartungs-x Wert-Theorie

Immer wieder bringe ich die Kraft dazu auf, es nochmal zu versuchen. Ich halte tagelang durch. Denke mir, dass der Erfolg sicher noch kommen wird. Bis es mir zu viel wird. Bis ich doch aufgebe.
Weil ich merke, dass ich nichts ausrichten kann. Ich kann wenig essen und nehme zu. Ich kann viel essen und nehme nicht ab.
Ich traue mich nicht mehr, in den Spiegel zu schauen, weil ich so dick geworden bin. Ich hasse es, wenn jemand Fotos von mir macht. Ich finde mich selbst so unattraktiv. Und schäme mich dafür, wenn ich mich in einer grossen Menschenmasse aufhalte. Weil jeder mich anstarrt.
Dabei war ich mal so stolz auf meine Figur.
Und jetzt...was ist nur passiert. Ich hasse es so sehr.
Und immer habe ich gehofft, das irgendein Arzt mal was findet. Mir sagt, dass ich eine Schilddrüsenunterfunktion/einen Tumor oder was auch immer habe.
Aber nein. Nichts. Ich bin kerngesund. Top Werte.
Und mir geht's so was von beschissen.

Ich will das alles nicht mehr. Weshalb bin ich so feige? Weshalb springe ich nicht über meinen Schatten und schneide tiefer? Schlucke Pillen?

Mittwoch, 4. November 2015

Dieser stechende Schmerz...

...wenn man plötzlich merkt, dass man sich nicht mehr in diverse Ausreden flüchten kann.
...wenn man weiss, dass man selbst Schuld ist.
...wenn man sich überwunden hat, sich jemandem anzuvertrauen und im Gespräch merkt, dass die Entscheidung wohl falsch war.
...wenn man da sitzt und nicht weiss, was man mit dem Leben anfangen soll.
...wenn man morgens aufsteht und an den Tag denkt.
...wenn man von sich selbst so enttäuscht ist, weil man es wieder nicht geschafft hat.

Dieser stechende Schmerz, der einem die Tränen in die Augen treibt.
Dieser unglaubliche Hass, den man empfindet, wenn man sich im Spiegel anschaut.
Und diese Hoffnungslosigkeit. Die Hoffnungslosigkeit, weil man nicht weiss, wie es weitergeht. Weil man alle Möglichkeiten schon durch hat. Weil man einfach zu müde ist, um noch etwas auszuprobieren. Zu müde, um zu kämpfen.

***

"Wie sind denn ihre Ernährungsgewohnheiten so? Normal? Und sonst, geht es ihnen gut?"
Neeein, verdammt. Ich habe 12 kg zugenommen. Ich fühle mich beschissen. Schneide mich, damit ich diese ganze Scheiss ertrage. Stopfe mich mit Medis voll, die laut Internet beim Abnehmen helfen. Würde am liebsten aus dem Fenster springen, weil ich mich kaum mehr anschauen kann. Heule manchmal. Aber eigentlich nicht mehr, weil ich einfach gar nicht mehr kann. Ich bin so leer. Es ist so beschissen. Ich will nur, dass es aufhört.

"Ja, was heisst schon normal? Ich esse halt, aber ja, ich denke, das ist normal. Ja und abgesehen von der Müdigkeit und der Zunahme fühle ich mich ganz ok."

Ich weiss nicht, wie lange ich da war. Zweimal. Nahrungsmittelunverträglichkeit vermutlich. Und Vorstufe von Hashimoto vielleicht. Ja, vermutlich und vielleicht.
Auf jeden Fall hat es irgendwie trotzdem mal gut getan, dass mir jemand zugehört hat. Auch wenn ich nur die halbe Wahrheit erzähle. Aber ich kann das nicht. Es geht nicht. Ich will keine Therapie machen. Wenn ich mir nur vorstelle, was all die Leute in meinem Umfeld denken würden. Ständig sind da Depressionen von Anderen ein Thema und ich rede mit. Und denke mir gar nichts. Einfach nur leer. Ich bin depressiv. Und es ist kein schönes Gefühl. Wenn man morgens aufwacht und die Welt einfach schwarz ist. Wenn man nicht weiss, wie man den Tag überstehen soll. Irgendwie versucht zu Lachen, wenn man Leute trifft. Was vorspielt im Unterricht. Und sich eigentlich denkt, wie sehr man das alles hasst. Wie gerne man einfach weg wäre. Oder von der Brücke springen würde. Die Pulsader aufschneiden würde.
Manchmal muss ich fast lachen, bei diesen Gedanken. Mitten in der Sitzung. Oder in einer Besprechung. Und das einzige, was ich mir wünsche, ist, irgendwo anders zu sein. Oder einfach mal zu erzählen, wie ich mich fühle. Wie es mir geht. Aber das geht nicht, ohne Konsequenzen.
Ich mache mir ja selbst Angst, was denken dann Andere von mir.