Sonntag, 14. Mai 2017

Erst im Nachhinein versteht man.

Wie oft habe ich mich früher auf Fotos angeschaut und nur Fett gesehen. Meine Oberschenkel waren zu dicken, mein Bauch stand hervor. Ich habe nur die einzelnen Stellen meines Körpers gesehen, nie das Gesamtbild. Nie gesehen, wie dünn und abgemagert ich eigentlich war. Wie müde mein Gesicht ausgesehen hat. Wie abgekämpft das Lächeln war.

Wenn ich mir heute die Bilder von damals anschaue, wird mir schmerzliche bewusst, wie krank diese Anschauung eigentlich war. Wie zerbrechlich ich auf den Fotos aussehe.

Heute erkenne ich das. Und ich glaube, das ist bereits ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn ich auch heute noch merke, dass ich mich nicht mit meinem "schwereren" Spiegelbild anfreunden kann. Wenn ich heute Fotos anschaue, vergleiche ich mich mit den anderen Menschen darauf. Und es ist nun Mal die Realität, dass ich jetzt Gewicht zugenommen habe. Dass ich momentan im Übergewicht bin. Und deshalb braucht es extreme Überwindung, mich auf die "schönen" Sachen im Bild zu konzentrieren. Mir zu sagen, dass es in Ordnung ist und ich mich nur wieder daran gewöhnen muss.

Und ja, ich bin ein kleines bisschen stolz auf mich. Stolz, dass ich es versuche. Stolz, dass ich nicht mehr 30 Mal täglich auf die Waage steige. Stolz, dass ich einen Lauf auch mit einer langsameren Zeit geniessen kann. Stolz darauf, dass ich wieder versuche "zu leben".

Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, was ich alles verpasst habe in meinem Leben. Wie gefangen ich in meiner Welt war. Auch wenn ich das damals nicht so empfunden haben. Mir ist klar, dass es noch ein langer Weg sein wird. Mit Rückschlägen. Rückfällen. Aber ich werde es schaffen. Und irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich mich selbst akzeptieren kann, wie ich bin. Der Tag, an dem ich keinen einzigen Gedanken ans Essen oder an meinen Körper verschwende. Und dafür will ich kämpfen!