Sonntag, 23. August 2015

Freitag, 21. August 2015

Jedes Ende ist ein Neuanfang?

Es fällt mir schwer, meine momentane Stimmung zu beschreiben. Aber das Schreiben ist immer noch einfacher, als mit jemandem darüber zu sprechen. Ich habe die Nase voll davon, dass ich mir einreden soll, dass alles gut sei. Dass ich mich doch einfach mal gut fühlen soll. Nicht nachdenken soll. Ich kann das nicht, es geht nicht. Weil ich mich eben nicht gut fühle. Weil alles so falsch ist, was ich mache. Weil ich es nicht für mich selbst mache, sondern für andere. Weil ich mich so verdammt unwohl fühle in meinem Körper. So leer. Antriebslos.

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Da ist sie wieder. Diese schwarze Wolke. Plötzlich ist sie da. In den letzten Wochen immer öfter. Ich kann nichts dagegen tun. Sie umhüllt mich und von einer Sekunde auf die andere geht nichts mehr. Alles ist mir so egal. Ich will nur noch schlafen und heulen. Ich hasse mich dann für alle meine Entscheidungen. Hasse mich und habe Angst, vor dem was noch kommen wird. Habe keine Lust mehr, weiterzumachen. Irgendwie funktioniere ich dann aber doch. Nehme alles nur so stumpf wahr und hoffe, dass es bald vorbei ist.

Manchmal ist diese schwarze Wolke weg. Und dann geht es mir ganz gut. Manchmal. Selten. Aber es lohnt sich nicht, nur für diese Tage zu leben. Denn sie sind viel zu selten.

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Samstag, 15. August 2015

Raben

"Manche Menschen glauben, dass Raben Reisende an ihre Ziele begleiten. Andere glauben, dass es Glück bringt, wenn man einen Raben sieht."




Ich kann nicht mehr. Will nicht mehr. Weiss nicht mehr. Ich starre stundenlang aus dem Fenster und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Und zu verdrängen. Herauszufinden, was los ist. Komme zu keinem Ende. Meine Augen folgen den Regentropfen, die draussen niederprasseln. Ich bin so müde. Irgendwann merke ich, dass ich weine. Und es tut irgendwie gut.
Wie gerne würde ich mit jemandem reden, der mich versteht. Aber wie nur. Es fühlt sich so falsch an. Ich passe nicht in diese Welt. Und je länger ich darüber nachdenke, desto weniger komme ich zum Ergebnis, dass ich mich irgendwann hier wohlfühlen werde. Ich habe keine Lust mehr, Energie aufzuwenden, um mein Leben in die richtige Bahn zu leiten. Keine Energie mehr, morgens aufzustehen. Mich in Gespräche einzubringen. Fröhlich zu sein. Zu leben.
Es ist so verdammt anstrengend. Und es tut so weh.

Ich überlege mir, wie einfach es wäre. Immer öfter kreisen diese Gedanken in meinem Kopf. Es dürfte natürlich nicht schief gehen. Sonst würde ich in einer noch grösseren Hölle wieder aufwachen.
Ich kann diese Gedanken nicht aufschreiben. Denn spätestens dann hätte ich wirklich aufgegeben. Und dieser Blog zeigt dann wohl, dass meine Hoffnung noch nicht ganz weg ist. Auch wenn mir das selbst nicht mehr klar ist. Ich weiss nicht, ob es Hoffnung ist oder ob ich einfach zu feige bin, dem Ganzen ein Ende zu setzen.

Samstag, 8. August 2015

Oh hell.

"Ich kann einfach nicht loslassen, ich will wieder meinen schönen schlanken Körper, ich will mich so fühlen, so toll und schön. Und während ich diese Zeilen schreibe, muss ich furchtbar weinen, weil ich mich so schlecht fühle, verloren und schon wieder versagt habe. Wie konnte ich es zulassen, diesen wunderbaren Körper wieder zu verlieren. Ich hasse mich dafür. Ich verabscheue mein Spiegelbild und kann trotzdem nicht aufhören zu essen. Weil es das Einzige ist, was mich im Moment glücklich macht. [...].

Ich habe wieder aufgehört, jeden Tag Sport zu machen, weil ich nicht noch dicker werden will durch meine Muskeln. Ich will schlank, fein und grazil sein, denn so fühle ich mich innerlich fast zerbrechlich, und genau so möchte ich auch aussehen. Ich hasse diesen Kampf, er macht mich fertig. Ich schreibe mir jeden Tag auf, was ich esse, auch wenn es eine Qual ist, mehr als vier Dinge aufzuschreiben, Getränke inbegriffen. 

Sich selbst nicht zu lieben ist furchtbar, denn man kann keine Beziehung eingehen. [...]
Ich würde so gerne mein Leben geniessen können, ohne jeden Tag überlegen zu müssen, dass ich heute wieder den Kampf mit dem blöden Essen führen muss. Ich weiss nicht, ob ich es schaffen werde, je wieder normal essen zu können. Ich habe Panik davor, dick zu sein, und der Gedanke und die Angst, dick zu sein, führen genau dazu. "(Quelle: Schweizer Illustrierte - Jedes Essen ist eine Qual)

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Es ist erschreckend, wie sehr ich mich in diesem Artikel wiedererkenne. Das könnten meine Worte sein. Ich weiss nicht mehr weiter. Wirklich nicht. Ich wache morgens auf und weiss nicht, weshalb ich überhaupt aufstehe. Abends falle ich dann sowieso weinend in mein Bett. Wache am nächsten Tag wieder mit x kg mehr auf. Hasse meinen Körper. Schneide mich. Und hasse mich noch mehr. Und die ganze Zeit muss ich mich irgendwie aufraffen, damit niemand was merkt...

Ich bin so müde.

Samstag, 1. August 2015

Meine Geschichte

Als Kind habe ich mich herzlich wenig um mein Gewicht gekümmert. Ich habe gegessen, wenn ich hungrig war und habe mich mehr oder weniger intuitiv ernährt. Da gabs viele Früchte aber auch öfter mal was Süsses. Ich habe mich viel bewegt, war ständig draussen. In meiner Familie sind alle etwas breiter gebaut und dementsprechend war ich auch als Kind eher ein bisschen pummelig. Nach einem Schulwechsel, einer neuen Klasse (wo ich mir plötzlich meinen ganzen Freundeskreis wieder aufbauen musste) und vielen weiteren Veränderungen, begann mich mein Gewicht zu stören. Vielleicht fand ich ja deswegen keinen richtigen Anschluss...in den nächsten sechs Jahren versuchte ich alle möglichen Diäten und nahm ab. Nach dem Gymnasium zählte ich wohl zu den sportlichen Normalgewichtigen. Ich fühlte mich wohl, ass mehr oder weniger gesund und normal. Aber irgendwie war da dieser Gedanke in meinem Kopf. Ich fand mich zu dick, hatte Blut geleckt und wollte dünner werden. Im Nachhinein wollte ich wohl einfach Aufmerksamkeit. Ich war damals sehr zurückhaltend, hatte kaum Freunde in der Klasse und wollte einfach mal wahrgenommen werden. Jeden Morgen stellte ich mich auf die Waage. Jedes Gramm mehr war der Horror. Wenn ich weniger wog, war das ein guter Tag. Wog ich mehr, schnitt ich mir die Arme auf, goss' mir heisses Wasser über die Hände oder bestrafte mich sonst irgendwie.
Im Jahr nach dem Abi arbeitete ich in einem Betrieb. Ass jeden Tag einen einzigen Apfel zu Mittag. War ständig müde. Mir war immer kalt. Und ich machte Sport. Und ja, ich nahm ab. Rückblickend aber viel weniger, als ich eigentlich sollte bei dieser Kalorienaufnahme. In dem halben Jahr im Betrieb etwa 3 kg. Danach flog ich für ein halbes Jahr ins Ausland. Da sollte alles besser werden, dachte ich mir. Ich hatte während einem halben Jahr keine Waage. Schon bevor ich abflog war ich wie auf Nägeln. Ich hatte nun keine Kontrolle mehr. Mein Gewicht war vor dem Abflug an der unteren Grenze des Normalgewichts (1.63m, 51kg), aber ich sah wohl schlanker aus, als ich war, da ich sehr viel Sport trieb.
Der Auslandsaufenthalt war das tollste Erlebnis in meinem bisherigen Leben. Meine Gedanken drehten sich zum ersten Mal nicht ums Essen. Ich vergass sogar zu Essen. Und das fühlte sich so schön an. Ich genoss die Landschaft, die Leute und die fremde Kultur. Ich ass sehr gesund, ohne dass es mir wirklich auffiel. Ständig Früchte und Gemüse. Das Sortiment war riesig. Ich hatte öfters mal Durchfall, aber das hatte wohl mit der Umstellung zu tun.
Gegen Ende des Aufenthalts merkte ich immer mehr, dass meine Hosen zu gross wurden. Und ich freute mich. Eine Woche vor dem Rückflug wurde ich krank. Wohl Salmonellen oder so. Ich kotzte zwei Tage lang und konnte mich kaum auf den Beinen halten. Nachdem ich wieder fit war, ging es bereits zum Flughafen. Und da wurde mir erstmals klar, wie dünn ich eigentlich geworden war. Ich hatte Angst, meiner Familie gegenüberzutreten (auch wenn ich wusste, dass etwa 2kg nur von der Magengrippe waren). Die Tage vor dem Abflug stopfte ich mich mit Eis und Nutella voll. Aber meine Verdauung war vermutlich lahm gelegt. Das Essen passierte meinen Körper mehr oder weniger, ohne anzusetzen. Was blieb, war diese bleierne Müdigkeit, die ich schon seit den letzten 5 Jahren hatte.

Zuhause angekommen stellte ich mich als erstes am morgen auf die Waage. Ich hatte ein halbes Jahr fast keinen Sport gemacht, also sicher auch Muskeln verloren...45.6kg/1.63m. Woow, ich war so glücklich in dem Moment. Ich wusste eigentlich schon, dass ich abgenommen hatte, aber ganz geglaubt habe ich es erst nach der Zahl auf der Waage.
Zu Hause kamen ständig Kommentare. Ich sei viel zu dünn, Bohnenstange usw. Irgendwann konnte ich es nicht mehr hören. Ich habe echt viel gegessen in den Wochen darauf (ca. 3000kcal/Tag) und habe einfach nicht zugenommen. Einen Moment lang war ich extrem glücklich, denn das war es doch, was ich mir mein Leben lang gewünscht hatte. Essen und nicht zunehmen. Naja...es folgten Fressattacken und das gestörte Essverhalten nahm extreme Formen an. Ich wusste eigentlich schon seit langem, dass das nicht normal ist. Aber jetzt wurde es mir umso mehr bewusst.
Ich weiss nicht genau, wann ich wie viel zugenommen habe. 51kg waren es nach ca. 2 Monaten. Und in den kommenden zwei Jahren nahm ich weitere 14kg zu. Bis heute: 163m/65kg
Es geht nichts mehr. Ich faste einen Tag, fresse am nächsten. Mache 5x/Woche Sport und ernähre mich gesund. Experimentiere mit Rawtill4, intuitivem Essen und anderem. Ich nehme täglich zu. Bereits 5x musste ich meinen ganzen Kleiderschrank erneuern. Jedes Mal ist es wie ein schlag in mein Gesicht. Und irgendwie habe ich gar keine Lust mehr, mich mit Essen zu befassen. Keine Energie mehr, wieder abzunehmen. Sogar zum Sport muss ich mich echt aufraffen. Ich bin immer so müde. Antriebslos. Kann mich kaum im Spiegel anschauen.

Ich frage mich immer noch, wie das passieren konnte. Weshalb ich in diesen Teufelskreis gerutscht bin. Und weshalb ich nicht mehr rauskomme. Trotz oberem Normalgewicht ist meine Periode noch nicht zurück. Ich bin immer extrem müde, trotz zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln/Vitaminen und "gesunder" Ernährung. Ich habe Fressattacken trotz ausreichender Kalorienaufnahme.
Mein Umfeld weiss nichts von meiner Essstörung. Damals nicht und heute nicht. Und ich versuche ständig, gegen Aussen so zu wirken, als ginge es mir gut. Mein Leben ist so anstrengen. Und jeden Abend wünsche ich mir die Zeit zurück, als ich im Ausland war und nicht über Essen nachdenken musste. Jeden Abend.