Sonntag, 20. September 2015

Pickel, Cellulite, +15kg

Eigentlich braucht es keinen Text mehr dazu. Es ist so deprimierend. Und ich schaffe es einfach nicht, abzunehmen. Was früher so leicht ging, stellt plötzlich ein riesiges Hindernis dar. Und dabei ist es mein einziger Wunsch im Moment. Wieder so aussehen wie vor einem halben Jahr - mit 15kg weniger.
Jedes Mal, wenn ich mir die Bilder von damals anschaue, könnte ich heulen. Ich will meinen Körper zurück. Ich will stolz sein auf meine Figur. Ich habe keine Lust mehr, mich zu verstecken und mich jeden Morgen zu hassen, weil ich so fett geworden bin.

Montag, 14. September 2015

Gefühlschaos und Distanz

Ständig werde ich gefragt, wie es mir gefällt. Ich kann ihnen nicht die Wahrheit sagen. Kann nicht öffentlich zugeben, dass ich mich absolut beschissen fühle. Das ich jeden Morgen aufwache und mir wünsche, nicht mehr aufzuwachen. Tot zu sein. Weg zu sein.
Ich kann es nicht sagen. Denn spätestens dann würden sie mich entweder für verrückt erklären und in die Psychiatrie überweisen oder auslachen. Ich weiss nicht, was schlimmer wäre.
Jedenfalls geht es nicht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Gefühlschaos das ist. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schiesst, sobald mein Wecker klingelt ist: "Oh nein, bitte nicht, lass es nicht wahr sein. Ich will nur weiterschlafen." Dieser Gedanke ist schon da, ohne, dass ich was machen kann. Dazu muss ich nicht mal wach sein.
Eigentlich grenzt es an einem Wunder, dass ich mich immer aufraffen kann, und mich irgendwie zum Unterricht schleppe.
Irgendwas mache. Alles vergesse. Verwechsle. Deprimiert bin. Mir keiner zuhört. Ich wieder beginne, diesen Hass auf die Kinder zu entwickeln. Am liebsten einfach rausstürmen würde. Schreien würde "Leckt mich doch einfach alle am A****."

Irgendwann ist der Tag vorbei. Vorbereitungen für den nächsten Tag machen. Nach Hause. Fressen. Schreiben. Schlafen.

Und dann wieder von vorne. 5 Tage die Woche. HILFE

Samstag, 12. September 2015

Liebe M.

Ich kann mit dir super über alles reden. Aber da gibt es etwas, dass du nicht weisst. Etwas, was mich mein ganzes Leben lang begleitet hat. Womit ich zu Leben versucht habe. Und im letzten halben Jahr gemerkt habe, wie schwer das ist. Ich habe ja öfters erwähnt, dass ich viel zugenommen habe in den letzten Monaten. Auch wenn ich es so erzählt habe, als würde ich es akzeptieren, ist das in Wirklichkeit nicht so. Ich kann es nicht.
Dazu musst du vielleicht die Vorgeschichte noch kennen. Als Kind war ich immer übergewichtig. Wurde deswegen gehänselt und hasste meinen eigenen Körper. Ich ass weniger. Und plötzlich war es ganz leicht. Ich war leicht. War schön. Bekam Aufmerksamkeit. Zum ersten Mal in meinem Leben sahen mich die Leute an, nahmen mich wahr.
Und ich war stolz auf mich. Das ging fast 8 Jahre lang gut. Irgendwann machte mein Körper wohl nicht mehr mit. Ein paar Früchte am Tag waren einfach zu wenig. Ich nahm zu. Das hast du ja mitbekommen. Mir passt keine Hose mehr. Meine Oberschenkel reiben aneinander. Beim Hinsetzen quillt mein Bauch über mein Hosenbund. Ich kann mich nicht mehr im Spiegel anschauen. Ich hasse mich jeden Morgen, wenn ich aufstehe. Aber ich schaffe es nicht mehr, so diszipliniert zu sein. Schaffe es nicht, weniger zu essen. Ich komme nicht mehr klar mit meinem Körper. Und so krank es auch klingen mag, ich komme mit meinem ganzen Leben nicht klar. Bin ich wohl noch nie. Aber wenigstens hatte ich damals Kontrolle über mein Gewicht. Jetzt zerbricht alles. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich mich selbst nicht mag.
Ich habe keine Energie mehr, zu kämpfen. Bin immer so müde, depressiv. Ich bin sogar zu müde, um mich zu schneiden oder zu weinen. So unsagbar müde.
Du glaubst nicht, wie anstrengend es ist, ständig so zu tun, als ob das Leben ok wäre. Morgens bei der Arbeit die Kraft aufzubringen meine Gedanken auf den Unterricht zu fokussieren. Ständig alle anzulügen, es gehe mir gut.
Es geht mir beschissen. Jeden Morgen wünsche ich mir, gar nicht mehr aufzuwachen. Von einem Auto überfahren oder angefahren zu werden. In einen Unfall zu geraten.

Und dann trinken wir Kaffee. Reden über unseren Alltag. Ihr schwärmt davon, wie toll es ist. Und ich sitze da und versuche zu lächeln. Versuche, nicht gerade in Tränen auszubrechen. Und denke mir, wie beschissen das alles eigentlich ist. Wie gerne ich einfach weg sein würde. Tot sein würde. Alles hinschmeissen würde.
Liebe M., ich möchte dir nur für alles danken. Du warst immer für mich da. Aber es gibt wohl Dinge, mit denen muss ich selbst klarkommen. Manchmal wünsche ich mir so sehr, ich hätte die Energie, die du hast. Das echte Lachen, das immer auf deinen Lippen ist. Die wahren Worte, die aus deinem Mund kommen.

Denn bei mir ist alles falsch.