Donnerstag, 27. Februar 2014

Malediven

Ich würde drei Flugtickets zum Brief legen. Drei Flugtickets und eine Hotelbuchung auf den Malediven. Da wollten wir alle immer hin. Jetzt sollen wenigstens sie die Inseln mal besuchen können. Als Entschuldigung sozusagen. Als Entschuldigung, dass ich es nicht gepackt habe. Meinen Egoismus nach langem Nachdenken entscheiden lassen habe. Nicht mehr da bin. Sie sollen wissen, dass sie nichts dafür können. Dass es ganz alleine meine Entscheidung war.

Sie werden nicht nachvollziehen können, wie ich mich fühle. Aber vielleicht verstehen sie es ansatzweise:

Mir ist kalt. Ständig. Die Kälte scheint von Innen zu kommen. Als ob mein Körper auch nicht mehr kämpfen mag. Da sind diese Gedanken in meinem Kopf. Wie eingepflanzt, scheint es mir manchmal. Dieser eine Gedanke, der mir sagt, ich solle Essen, so viel ich kann. Solle mich vollstopfen, für die Zeit, wo vielleicht kein Essen da ist. Essen, um alle meine Emotionen zu überdecken. Um mich für eine Stunde wohl, zufrieden und vollgestopft zu fühlen. Dieser Gedanke spukt ständig in meinem Kopf. Es gibt keine Sekunde, wo ich nicht daran denke.
Aber da ist noch ein anderer Gedanke. Der Gedanke, der mich überzeugen soll, dünn zu sein. Dünn ist schön. Schön ist erfolgreich. Schön ist zufrieden. Dünn sein ist das Ziel des Lebens.

Vielleicht versteht ihr schon jetzt, dass das irgendwie nicht geht. Diese beiden gegensätzlichen Gedanken fressen mich innerlich auf. Versuchen sich gegenseitig zu zerstören. Mit allen Mitteln. Und damit zerstören sie mich. Meinen Körper. Mein Leben. Schleichend. Aber es dauert schon zu lange. Unsichtbar gegen aussen. Aber in mir drin ein einziges Chaos.

Jeden einzelnen Tag habe ich nur gehofft, dass es Abend wird. Abend wird, ohne dass ich alleine bin. Ohne, dass es ausartet. Sobald niemand da war, hat sich mein Körper alles geholt. 10'000 kcal waren nicht wirklich ein Problem. Ich sah aus, wie kurz vor einer Geburt. Fühlte mich, wie kurz vor dem Sterben. Dieser verdammte Gedanke in meinem Kopf. Und dann wurde gehungert. Gefastet. Denn dünn sein heisst ja leben.

Zwei Gedanken, die mein Leben gesteuert haben. Bis jetzt. Aber nun ist Schluss damit. Auch wenn es nicht das würdige Ende ist, dass ich mir vorgestellt habe. Ich kann nicht mehr. Ich werde mit mir selbst nicht fertig. Ich weiss nicht, was der Sinn sein soll, deshalb fälle ich einmal in meinem Leben eine Entscheidung, die nicht von diesen beiden Gedanken beeinflusst wurden. Es ist mein Entscheidung. Und einmal in meinem Leben bin ich stolz auf mich.

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