Freitag, 12. September 2014

"Ich bin so angekotzt von mir selbst."

"Wenn ich den Menschen aus meinem Umfeld sagen würde, wies mir geht, würde ihnen das Angst machen. Sie würden mich die ganze Zeit beobachten. Und das würde es nur schlimmer machen."

"Ich habe aufgehört, ich selbst zu sein. Die ganze Zeit habe ich versucht, glücklich zu werden. Aber vielleicht ist das nicht das Ziel des Lebens? Vielleicht muss man einfach nur leben?"

"Ich halte das nicht mehr aus. Ich spüre, wie ich innerlich zerbreche. Und mich vor der Wahrheit verstecke. Mich mit Essen vor der Wahrheit drücke. Ich weiss nicht mehr, wer ich bin".

"Eine Zeit lang konnte ich tun, als wäre alles in Ordnung. Habe ein Lächeln aufgesetzt und den Tag irgendwie gemeistert. Irgendwann kommt aber auch bei mir der Punkt, wo es nicht mehr geht."

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Ich stehe morgens auf. Trinke meinen Kaffee. Trinke eine Zweiten. Einen Dritten. Obwohl ich immer noch nicht wach bin, muss ich mich auf den Weg machen. Laufe los. Träume. Denke nach. Ohne, dass ich genau weiss, über was. Irgendwann bin ich da. Ich kann mich gar nicht erinnern, gelaufen zu sein. Setze mich in den Zug. Schliesse die Augen. Versuche, die ganzen Gespräche um mich herum auszublenden. Hoffe, auf niemanden zu treffen. Dazu bin ich Morgens noch weniger in der Lage, als am Nachmittag. Dann sind wir da. Ich stehe auf. Plötzlich fühlt sich mein ganzer Körper bleischwer an. Aber mittlerweile ist das Alltag. Ich schleppe mich die Stufen hoch. Gehe automatisch in mein Zimmer. Möglichst nicht zu früh, da ich sonst die Zeit mit Gesprächen totschlagen muss. Höre zu. Bin mit den Gedanken aber ganz woanders. Merke, dass ich nichts mitbekommen habe. Versuche, mich wenigstens kurz zu konzentrieren. Bringe die Stunden hinter mich. Werde von Kolleginnen zum Mittagessen geschleppt, das ich eigentlich ausfallen lassen wollte. Würge mein Essen runter. Lächle, spreche, bin normal. Frage mich, weshalb es mir so schwer fällt, hier zu essen. Wenn ich doch weiss, dass ich mich zu Hause mit Essen vollstopfen werde. Konzentriere mich wieder auf das Gespräch. Schon jetzt komische Blicke. Aber ich bin ja ein ruhiger Mensch, denken alle. Wenn sie wüssten, wie ruhig ich innerlich bin...
Laufe in den nächsten Raum. Quäle mich durch die Stunde. Und denke daran, wie viele Menschen gerade sterben. Wie viele Menschen gerade leiden. Wie viele gerne in den Arm genommen werden würden. Wie viele alles geben würden, für ein Leben wie ich es habe. Die Gedanken hören nicht auf. Es macht mich nur noch trauriger. Ich versuche, die Gedanken wegzudrängen. Es geht nicht.
Irgendwann habe ich es geschafft. Also nein, der schlimmste Teil kommt noch. Ich fahre nach Hause. Schon auf dem Weg dorthin, versuche ich, den Rest des Tages zu planen. Möglichst, ohne zu Essen. Obwohl ich weiss, dass nur schon der Gedanke daran mich zum fressen bringt. Obwohl ich schon im Bus weiss, dass ich fressen werde. Sobald ich zu Hause bin. Sobald ich alleine bin.
Eine Stunde später hasse ich mich. Noch mehr. Geht das? Alleine. Mit Tränen in den Augen. Schwach. Hilflos. Eklig. Die Reue macht es nur noch schlimmer. Der Gedanke, wieder versagt zu haben ist erträglich. Was mich aber zu Boden schmettert, ist die Erkenntnis, dass es auch morgen wieder dazu kommen wird. Dass ich gar nicht weiss, wie ich es verhindern könnte.
Dass ich morgen wieder das gut gelaunte Mädel spielen muss. Obwohl ich mich beschissen fühle.

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