Freitag, 22. Januar 2016

Wie fühlt es sich an, glücklich zu sein?

Mir geht es gut. Ich bin nicht mehr so müde und das macht extrem viel aus. Ich stelle mich nicht mehr auf die Waage. Ich weiss, dass ich immer noch zunehme, aber irgendwie ist es mir egal. Ausser in gewissen Momenten. Und da hasse ich mich dafür. Dass ich all die Arbeit in einem halben Jahr kaputt gemacht habe. Alles, wofür ich so gekämpft habe.

Aber das sind nur gewisse Momente. Abgesehen von diesen Momenten fühle ich mich viel ausgeglichener, weniger gestresst, zufrieden. Zufrieden mit meinem Leben. So, als ob mein Körper plötzlich nicht mehr diesen Stellenwert hat. Schön finde ich es nicht, nein, aber ich akzeptiere es wohl, weil ich eingesehen habe, dass ich es nicht mehr schaffen werde, so schlank zu sein. Ob es Akzeptanz ist, oder Aufgeben? Ich weiss es nicht. Aber Akzeptanz klingt wohl besser.
Ich  bin kein Mädchen mehr. Schon lange nicht. Weibliche Rundungen sind schön. Nicht unbedingt für mich, aber ich habe wohl gelernt, es irgendwie okay zu finden. Oder es auszublenden. Denn das ist nicht das, was im Leben wichtig ist. Nur für mich selbst ist/war es wichtig.

Ich stehe morgens auf und gehe gelassen zur Arbeit. Freude ist es noch nicht, aber wenigstens keine Panik/Anschiss mehr. Und das ist gut. Es hilft.
Fressattacken habe ich immer noch. Aber ich akzeptiere sie, mache mir nicht zu grosse Gedanken, weil ich ja auch nicht auf die Waage steige und so nicht sehe, was ich zugenommen habe.
Es ist einfacher für mich. Im Moment. Aber dieser Hintergedanke bleibt. "Man, wie konntest du nur so fett werden?!"

Ich treffe mich mit einem Mann. Er ist nett, sympathisch, hübsch. Meldet sich ständig. Ich habe fast ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil mich das dann plötzlich nervt. Mir ist klar geworden, dass ich sehr gut alleine sein kann und das auch mag. Ich habe seit Jahren kein Bedürfnis nach einem Freund/Mann. Und hatte nur immer dieses Gefühl, dass das doch nicht "normal" sein kann.
Aber bei den Treffen merke ich jeweils schon, dass ich das zu meinem Glück nicht unbedingt brauche. Vielleicht ist es der falsche Mann? Oder ich bin zu egoistisch?
Ich kann auch überhaupt nicht verstehen, wie jemand etwas an mir findet. Vor einem Jahr, ja. Da habe ich mich attraktiv und hübsch gefühlt. Mit 20 Kilo weniger. Aber jetzt? Ich ekle mich vor mir selbst. Klar, ich versuche es zu überdecken, zu akzeptieren, aber in diesen Momenten fühle ich mich einfach nur schrecklich.

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Ist euch schon mal aufgefallen, dass dünne Menschen viel mehr Komplimente bekommen, als normalgewichtige oder schwerere Menschen?
Nein? Ist so. Während der Zeit meiner Essstörung hat es nur so Komplimente geregnet (ich war sehr schlank, aber sportlich/muskulös). Mir ist klar, dass niemandem bewusst war, wie krank mein Verhalten war. Aber die Komplimente zeigen doch, wie unsere Gesellschaft tickt.

Seit der Zunahme von 20 Kilo (bin nun an der oberen Grenze des Normalgewichts) hat sich nie jemand zu meiner Figur geäussert. Kommentare wie "ah, du hast zugenommen", klar. Aber sonst nichts. Entweder getraut man sich nicht zu sagen, wie schrecklich es nun aussieht. Oder es ist einfach normal, aber nicht schöne.
Irgendwie schade, aber ich finde es ja selbst auch nicht schön.

Samstag, 16. Januar 2016

I don't know how to deal with it.


Manchmal geht es tagelang gut. Mir geht es tagelang gut. Aber jedes Mal kommt dieser verdammte Einbruch. Binge eating. Es ist so krank, was ich dann alles in mich hineinstopfe. Und ich kann es nicht verhindern, irgendwie. Wie ferngesteuert stopfe ich alles in mich hinein und höre erst auf, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann. Wenn nichts mehr geht. Ich hasse mich so sehr dafür. Mittlerweile kann ich es auch nicht mehr mit Sport ausgleichen. Bekomme schon die Kommentare zu hören: "Oh, über Weihnachten zugenommen?" "Bist du in Erwartung?"...
Und jedes Mal muss ich mich zusammennehmen, nicht loszuheulen. Vermutlich fragen sich viele, wie ich so zunehmen konnte, da ich bei der Arbeit ziemlich normal esse...
Und irgendwie weiss ich es selbst nicht. Die Essattacken sind das eine. Aber auch nach drei Tagen Fasten hatte ich ein Kilo mehr auf der Waage. Und ich merke, wie stark meine Motivation sinkt, weil ich das Gefühl habe, eh nichts ausrichten zu können. Das ist so deprimierend.

Freitag, 25. Dezember 2015

Eines Tages fällt dir auf, dass du 99% nicht brauchst.

Du nimmst all' den Ballast und schmeisst ihn weg,
denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck. (Silbermond)
 
 
 
Das Jahr 2015 neigt sich wieder dem Ende zu. Endlich sind Ferien. Endlich mal wieder Zeit für mich. Um klare Gedanken zu fassen. Alles revue passieren zu lassen. Und mir klar zu werden, was ich wirklich möchte. Was mir wichtig ist. Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. Herauszufinden, was richtig ist. Für mich richtig ist. Und wohl trotzdem möglich ist, im Hinblick auf die Zukunft. Leider ist das nicht so einfach. Oft ist das, was glücklich macht, eben nicht das, was längerfristig ein Leben in unserer Welt ermöglicht. Denn rational gesehen, muss ich ja irgendwie Geld verdienen. Ich kann nicht mein Leben lang in der Welt herumreisen.
So schwer es mir auch fällt. Irgendwann muss ich mir eingestehen, dass ich diese zwei Jahre wohl durchziehen muss. So schwer es mir auch fällt. So unglücklich ich auch bin. Zwei Jahre. 730 Tage. Irgendwie.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

like a small boat on the ocean

Ein kleines Boot, irgendwo im grossen, weiten Ozean. Die Wellen schlagen gegen das Boot. Sie werden immer stärker. Das Boot schwankt. Der Ozean hat so eine grosse Kraft. Alleine in einem Boot ist man ihm ausgeliefert. Denn das Boot ist nur eine winzige Nussschale im Meer. Der Wind bläst immer stärker. Die Wellen werden immer höher. Meine Finger klammern sich immer fester an das Holz des Bootes. Ich versuche, nicht zu fallen. Halte mich krampfhaft fest. Irgendwie ehrfürchtig blicke ich den Wellen entgegen. Der Wind schlägt mir ins Gesicht. Die Kleider kleben am Körper.
Ich spüre die Kälte gar nicht mehr. Beinahe schon automatisch halte ich mich fest. Meine Gedanken schweifen ab. Mein ganzes Leben schwirrt wie ein Film an mir vorbei. Gute Momente, traurige Momente. Plötzlich werde ich irgendwie traurig. Die schönen Momente meines Lebens fesseln mich irgendwie. All die Leute, die mit mir gelacht haben. Die sich für mich eingesetzt haben und mich gern haben. Ich werde mich nie richtig von ihnen verabschieden können.
Dieser Gedanke schiesst mir durch den Kopf. Dann bricht eine weitere Welle über mir zusammen und reisst mich zurück in die Realität.
Ich wollte es ja. Jetzt ist es zu spät, um noch etwas zu ändern. Und vermutlich ist es auch gut so.
Ich atme noch einmal tief ein. Blicke dem Horizont entgegen. Es ist schwarz. Blitze zucken. Donnergrollen.
Und in diesem Moment fühle ich mich plötzlich gut. Ich weiss, dass ich hier nicht hin gehöre. Ich lehne mich im Boot zurück. Lege mich hin und schliesse die Augen. Irgendwann schlafe ich vor Erschöpfung ein.

Was dann passiert, weiss ich nicht.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Und mit 60 Jahren werde ich auf mein Leben zurückschauen...

...bereuen, dass ich so lange nicht glücklich war.
...traurig sein, nicht die Entscheidungen gefällt zu haben, die mir wichtig waren.
...darüber nachdenken, weshalb mein Leben wohl diese Richtung eingeschlagen hat.
...mir wünschen, dass es meinen Kindern, Grosskindern nicht so gehen wird.
...mich fragen, weshalb ich nicht schon mit 20 Jahren etwas daran geändert habe.
...mich vielleicht nicht mehr zurückerinnern können, wie traurig ich gewesen bin. Wie kalt und schwarz die Welt war. Vielleicht.

Vielleicht. Und vielleicht werde ich ja gar nicht 60 Jahr alt.

Freitag, 20. November 2015

Hurricane

Ihr Blick schweift zum Fenster. Ihre Augen bleiben dort hängen. Blitze zucken draussen, Windböen fegen über die Bäume. Irgendwie gespenstisch. Aber auch magisch.
Sie weiss nicht, wie lange sie dem Unwetter zugeschaut hat. Aber es tat gut. Irgendwie. Denn dieses Unwetter tobte nicht nur draussen. Dasselbe Unwetter herrschte seit Tagen in ihr drin. Und es schien kein Ende zu nehmen. Alles ging drunter und drüber. Ein Chaos von Gedanken. Gefühlen. Trauer. Depression. Keine Lichtblicke. Alles schwarz. Essen. Fressen. Hassen. Schneiden. Wegrennen. Versuchen zu verstehen. Hilflos sein. Sich aufraffen. Es nicht schaffen. Schauspielern.

Zu viel. Es war alles zu viel. Es ist alles zu viel.
Ihr Blick löst sich langsam vom Fenster. Sie kuschelt sich unter die warme Decke. Traurige Musik. Und es fühlt sich auch eine Art schön an, als die Tränen über die Wangen kullern. Der Sturm draussen. Der Sturm drinnen. Und die Hoffnungslosigkeit. Das Unverständnis. Irgendwann kann sie nicht mehr weinen. Irgendwann schläft sie ein. Und träumt davon, glücklich zu sein. Irgendwann.

Sonntag, 15. November 2015

Du kannst alle um dich herum anlügen. Aber dich selbst belügen, das geht nicht.

 
 
 
Es ist schwierig, sich von jemandem mögen oder lieben zu lassen, wenn man sich selbst nicht ausstehen kann. Immer wieder starte ich den Versuch. Treffe mich mit Männern. Es ist ok. Aber mehr nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Es fällt mir so schwer, zu glauben, dass mich jemand schön, nett, attraktiv finden kann, wenn ich mich selbst so hässlich, dick und unscheinbar sehe.