Freitag, 25. Dezember 2015

Eines Tages fällt dir auf, dass du 99% nicht brauchst.

Du nimmst all' den Ballast und schmeisst ihn weg,
denn es reist sich besser, mit leichtem Gepäck. (Silbermond)
 
 
 
Das Jahr 2015 neigt sich wieder dem Ende zu. Endlich sind Ferien. Endlich mal wieder Zeit für mich. Um klare Gedanken zu fassen. Alles revue passieren zu lassen. Und mir klar zu werden, was ich wirklich möchte. Was mir wichtig ist. Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. Herauszufinden, was richtig ist. Für mich richtig ist. Und wohl trotzdem möglich ist, im Hinblick auf die Zukunft. Leider ist das nicht so einfach. Oft ist das, was glücklich macht, eben nicht das, was längerfristig ein Leben in unserer Welt ermöglicht. Denn rational gesehen, muss ich ja irgendwie Geld verdienen. Ich kann nicht mein Leben lang in der Welt herumreisen.
So schwer es mir auch fällt. Irgendwann muss ich mir eingestehen, dass ich diese zwei Jahre wohl durchziehen muss. So schwer es mir auch fällt. So unglücklich ich auch bin. Zwei Jahre. 730 Tage. Irgendwie.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

like a small boat on the ocean

Ein kleines Boot, irgendwo im grossen, weiten Ozean. Die Wellen schlagen gegen das Boot. Sie werden immer stärker. Das Boot schwankt. Der Ozean hat so eine grosse Kraft. Alleine in einem Boot ist man ihm ausgeliefert. Denn das Boot ist nur eine winzige Nussschale im Meer. Der Wind bläst immer stärker. Die Wellen werden immer höher. Meine Finger klammern sich immer fester an das Holz des Bootes. Ich versuche, nicht zu fallen. Halte mich krampfhaft fest. Irgendwie ehrfürchtig blicke ich den Wellen entgegen. Der Wind schlägt mir ins Gesicht. Die Kleider kleben am Körper.
Ich spüre die Kälte gar nicht mehr. Beinahe schon automatisch halte ich mich fest. Meine Gedanken schweifen ab. Mein ganzes Leben schwirrt wie ein Film an mir vorbei. Gute Momente, traurige Momente. Plötzlich werde ich irgendwie traurig. Die schönen Momente meines Lebens fesseln mich irgendwie. All die Leute, die mit mir gelacht haben. Die sich für mich eingesetzt haben und mich gern haben. Ich werde mich nie richtig von ihnen verabschieden können.
Dieser Gedanke schiesst mir durch den Kopf. Dann bricht eine weitere Welle über mir zusammen und reisst mich zurück in die Realität.
Ich wollte es ja. Jetzt ist es zu spät, um noch etwas zu ändern. Und vermutlich ist es auch gut so.
Ich atme noch einmal tief ein. Blicke dem Horizont entgegen. Es ist schwarz. Blitze zucken. Donnergrollen.
Und in diesem Moment fühle ich mich plötzlich gut. Ich weiss, dass ich hier nicht hin gehöre. Ich lehne mich im Boot zurück. Lege mich hin und schliesse die Augen. Irgendwann schlafe ich vor Erschöpfung ein.

Was dann passiert, weiss ich nicht.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Und mit 60 Jahren werde ich auf mein Leben zurückschauen...

...bereuen, dass ich so lange nicht glücklich war.
...traurig sein, nicht die Entscheidungen gefällt zu haben, die mir wichtig waren.
...darüber nachdenken, weshalb mein Leben wohl diese Richtung eingeschlagen hat.
...mir wünschen, dass es meinen Kindern, Grosskindern nicht so gehen wird.
...mich fragen, weshalb ich nicht schon mit 20 Jahren etwas daran geändert habe.
...mich vielleicht nicht mehr zurückerinnern können, wie traurig ich gewesen bin. Wie kalt und schwarz die Welt war. Vielleicht.

Vielleicht. Und vielleicht werde ich ja gar nicht 60 Jahr alt.

Freitag, 20. November 2015

Hurricane

Ihr Blick schweift zum Fenster. Ihre Augen bleiben dort hängen. Blitze zucken draussen, Windböen fegen über die Bäume. Irgendwie gespenstisch. Aber auch magisch.
Sie weiss nicht, wie lange sie dem Unwetter zugeschaut hat. Aber es tat gut. Irgendwie. Denn dieses Unwetter tobte nicht nur draussen. Dasselbe Unwetter herrschte seit Tagen in ihr drin. Und es schien kein Ende zu nehmen. Alles ging drunter und drüber. Ein Chaos von Gedanken. Gefühlen. Trauer. Depression. Keine Lichtblicke. Alles schwarz. Essen. Fressen. Hassen. Schneiden. Wegrennen. Versuchen zu verstehen. Hilflos sein. Sich aufraffen. Es nicht schaffen. Schauspielern.

Zu viel. Es war alles zu viel. Es ist alles zu viel.
Ihr Blick löst sich langsam vom Fenster. Sie kuschelt sich unter die warme Decke. Traurige Musik. Und es fühlt sich auch eine Art schön an, als die Tränen über die Wangen kullern. Der Sturm draussen. Der Sturm drinnen. Und die Hoffnungslosigkeit. Das Unverständnis. Irgendwann kann sie nicht mehr weinen. Irgendwann schläft sie ein. Und träumt davon, glücklich zu sein. Irgendwann.

Sonntag, 15. November 2015

Du kannst alle um dich herum anlügen. Aber dich selbst belügen, das geht nicht.

 
 
 
Es ist schwierig, sich von jemandem mögen oder lieben zu lassen, wenn man sich selbst nicht ausstehen kann. Immer wieder starte ich den Versuch. Treffe mich mit Männern. Es ist ok. Aber mehr nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Es fällt mir so schwer, zu glauben, dass mich jemand schön, nett, attraktiv finden kann, wenn ich mich selbst so hässlich, dick und unscheinbar sehe.
 

Samstag, 14. November 2015

Mach, dass es aufhört.

Es ist alles zu viel. Ich komme nicht klar damit. Ich fresse mich zu Tode. Hasse meinen Körper. Werde immer dicker. Und bin zu müde, etwas daran zu ändern. So unendlich müde, antriebslos, hoffnungslos. Alles ist dunkel. Und ich will nur, dass es aufhört.

Da sind diese Träume, diese Träume, dass es irgendwann jemand herausfindet. Dass ich irgendwann zusammenbreche. Es erzähle. Oder jemand meine Narben hinterfragt. Ich träume davon, dass mir jemand zuhört, nach meinem versuchten Selbstmord. Und es fühlt sich gut an im Traum. Ich werde in den Arm genommen und bekomme gesagt, dass alles gut wird.

Und dann wache ich auf.

Mir ist übel. Mein Bauch geschwollen. Schmerzlich wird mir bewusst, dass ich schon wieder gefressen habe. Und ich schwöre mir, es nie mehr zu tun. Weil ich so unglücklich bin. Und dann passiert es wieder.

2011
Ich habe so lange gebraucht, um abzunehmen. Mit viel Disziplin habe ich mein Traumgewicht erreicht. Es war anstrengend, aber ich genoss die bewundernden Blicke der Anderen. Ich fühlte mich wohl, gesund.

2015
Innerhalb von 6 Monaten habe ich mir 15 Kilo angefressen. Und mit jedem Tag werden es mehr. Ich hasse meine Figur. Nichts passt mehr. Dumme Sprüche. Ich hasse mich mit jedem Kilo mehr. Schneide mich. Und fresse trotzdem. Ich bin unglücklich mit allem. Beruf, Figur, ...ich schaffe es nicht, mich aufzuraffen. Auszugehen. Ich fühle mich so hässlich, es geht nicht.


Mittwoch, 11. November 2015

Erwartungs-x Wert-Theorie

Immer wieder bringe ich die Kraft dazu auf, es nochmal zu versuchen. Ich halte tagelang durch. Denke mir, dass der Erfolg sicher noch kommen wird. Bis es mir zu viel wird. Bis ich doch aufgebe.
Weil ich merke, dass ich nichts ausrichten kann. Ich kann wenig essen und nehme zu. Ich kann viel essen und nehme nicht ab.
Ich traue mich nicht mehr, in den Spiegel zu schauen, weil ich so dick geworden bin. Ich hasse es, wenn jemand Fotos von mir macht. Ich finde mich selbst so unattraktiv. Und schäme mich dafür, wenn ich mich in einer grossen Menschenmasse aufhalte. Weil jeder mich anstarrt.
Dabei war ich mal so stolz auf meine Figur.
Und jetzt...was ist nur passiert. Ich hasse es so sehr.
Und immer habe ich gehofft, das irgendein Arzt mal was findet. Mir sagt, dass ich eine Schilddrüsenunterfunktion/einen Tumor oder was auch immer habe.
Aber nein. Nichts. Ich bin kerngesund. Top Werte.
Und mir geht's so was von beschissen.

Ich will das alles nicht mehr. Weshalb bin ich so feige? Weshalb springe ich nicht über meinen Schatten und schneide tiefer? Schlucke Pillen?

Mittwoch, 4. November 2015

Dieser stechende Schmerz...

...wenn man plötzlich merkt, dass man sich nicht mehr in diverse Ausreden flüchten kann.
...wenn man weiss, dass man selbst Schuld ist.
...wenn man sich überwunden hat, sich jemandem anzuvertrauen und im Gespräch merkt, dass die Entscheidung wohl falsch war.
...wenn man da sitzt und nicht weiss, was man mit dem Leben anfangen soll.
...wenn man morgens aufsteht und an den Tag denkt.
...wenn man von sich selbst so enttäuscht ist, weil man es wieder nicht geschafft hat.

Dieser stechende Schmerz, der einem die Tränen in die Augen treibt.
Dieser unglaubliche Hass, den man empfindet, wenn man sich im Spiegel anschaut.
Und diese Hoffnungslosigkeit. Die Hoffnungslosigkeit, weil man nicht weiss, wie es weitergeht. Weil man alle Möglichkeiten schon durch hat. Weil man einfach zu müde ist, um noch etwas auszuprobieren. Zu müde, um zu kämpfen.

***

"Wie sind denn ihre Ernährungsgewohnheiten so? Normal? Und sonst, geht es ihnen gut?"
Neeein, verdammt. Ich habe 12 kg zugenommen. Ich fühle mich beschissen. Schneide mich, damit ich diese ganze Scheiss ertrage. Stopfe mich mit Medis voll, die laut Internet beim Abnehmen helfen. Würde am liebsten aus dem Fenster springen, weil ich mich kaum mehr anschauen kann. Heule manchmal. Aber eigentlich nicht mehr, weil ich einfach gar nicht mehr kann. Ich bin so leer. Es ist so beschissen. Ich will nur, dass es aufhört.

"Ja, was heisst schon normal? Ich esse halt, aber ja, ich denke, das ist normal. Ja und abgesehen von der Müdigkeit und der Zunahme fühle ich mich ganz ok."

Ich weiss nicht, wie lange ich da war. Zweimal. Nahrungsmittelunverträglichkeit vermutlich. Und Vorstufe von Hashimoto vielleicht. Ja, vermutlich und vielleicht.
Auf jeden Fall hat es irgendwie trotzdem mal gut getan, dass mir jemand zugehört hat. Auch wenn ich nur die halbe Wahrheit erzähle. Aber ich kann das nicht. Es geht nicht. Ich will keine Therapie machen. Wenn ich mir nur vorstelle, was all die Leute in meinem Umfeld denken würden. Ständig sind da Depressionen von Anderen ein Thema und ich rede mit. Und denke mir gar nichts. Einfach nur leer. Ich bin depressiv. Und es ist kein schönes Gefühl. Wenn man morgens aufwacht und die Welt einfach schwarz ist. Wenn man nicht weiss, wie man den Tag überstehen soll. Irgendwie versucht zu Lachen, wenn man Leute trifft. Was vorspielt im Unterricht. Und sich eigentlich denkt, wie sehr man das alles hasst. Wie gerne man einfach weg wäre. Oder von der Brücke springen würde. Die Pulsader aufschneiden würde.
Manchmal muss ich fast lachen, bei diesen Gedanken. Mitten in der Sitzung. Oder in einer Besprechung. Und das einzige, was ich mir wünsche, ist, irgendwo anders zu sein. Oder einfach mal zu erzählen, wie ich mich fühle. Wie es mir geht. Aber das geht nicht, ohne Konsequenzen.
Ich mache mir ja selbst Angst, was denken dann Andere von mir.

Freitag, 30. Oktober 2015

Let it all go.

Wunderschöner Song.
Heute bei der Arbeit - kurz vor Feierabend - lief er im Radio. Mein Tag war beschissen. Und dann spielten sie dieses Lied. Und alles kam hoch. Es fühlt sich an, wie ein Stich ins Herz.
Zum Glück war niemand im Zimmer, der mich weinen gesehen hat.

Manchmal ist da dieser Drang in mir, traurig sein zu wollen. Ich weiss nicht, wie ich das genau beschreiben soll. Aber ich fühle mich dann so, als ob mein Herz zerspringt. Und dann hilft es mir, ein trauriges, schönes Lied zu hören und zu weinen. Alleine.
Oft nützt es dann tatsächlich und es geht nachher wieder besser. Manchmal macht es mich wohl auch noch trauriger. Und dann beginne ich, alte Fotos anzuschauen. Bewundere mich im Nachhinein. Und wünsche mir all das zurück. Das Lachen, die dünnen Arme, die zierlichen Hände, die Fitness, meine Freunde von damals.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie weh das in dem Moment tut. Wenn man weiss, dass man eigentlich alles mal hatte und dabei trotzdem nicht glücklich war. Und jetzt alles verloren hat und immer noch unglücklich ist.

***

Ich war erst einmal in meinem Leben bei einem Arzt. Als Kind. Jetzt bin ich 23. Und habe mich endlich dazu durchgerungen, einen Termin zu machen. Blutbild. Irgendwie war ich wohl der Hoffnung, dass ich alles auf einen simplen Vitaminmangel oder auf die Schilddrüse schieben könnte. Irgendwie. Trotzdem hat es mich extreme Überwindung gekostet. Vielleicht ist da auch immer dieser Hintergedanke, jemand könnte herausfinden wie krankhaft mein Verhalten ist.
Jedenfalls war ich da. Habe erklärt. Geredet. Und irgendwie war es schön, dass mir einfach mal jemand zuhört. Und mich ernst nimmt. Er hat mich mit gesunder Ernährung zugelabert, obwohl ich vermutlich viel mehr darüber weiss, als er selbst. Mich über dies und das aufgeklärt. Und mir gesagt, meine Blutwerte wären top. Die Müdigkeit kommt von anderswo.

Tja, und da ist sie hin, meine Hoffnung. Eigentlich ist es mir ja schon lange klar. Ich bin depressiv. Ich bin krank. Und es gibt mir irgendwie auch ein bisschen Kraft, überhaupt weiterzuleben. So extrem es auch klingen mag, mir gefällt dieses Gefühl, zu wissen, dass die Leute aus meinem Umfeld keine Ahnung haben. Dass sie mit mir sprechen, mich um Rat fragen. Sich auf mich verlassen, mir ihre Probleme anvertrauen. Und bei jedem Gespräch ist da dieser Gedanke, dass sie mich überhaupt nicht kennen. Dass ich meine Maske wahre. Und gut schauspielern kann. Denn es ist ja alles in Ordnung. Oder?

Ich weiss nicht weiter. Aber ich kann auch nicht aufhören. Die Welt dreht weiter. Ich muss zur Arbeit. Obwohl ich keine Kraft mehr habe für diese ganze Scheisse. Obwohl ich am liebsten einfach mal zugeben würde, wie schwach ich in Wirklichkeit bin. Und wie verdammt unwichtig mir das alles ist. Weil ich einfach nur will, dass es aufhört.

Freitag, 23. Oktober 2015

Manchmal wünsche ich mir, jemand würde es verstehen.

Manchmal wünsche ich mir, jemandem alles zu erzählen. Alles, was mich jeden Tag aufs Neue so fertig macht. Alles, was ich mir selbst antue, nur um zu spüren, dass ich überhaupt noch da bin.
Manchmal wünsche ich mir, jemand würde mich in die Arme nehmen und sagen, dass alles gut ist. Dass es vorübergehen wird. Irgendwann. Und am Ende alles in Ordnung sein wird. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mein Leben ernst nehmen. Ich wünsche mir, es würde mir etwas bedeuten.

Es ist so verdammt schwer, sich auf das Leben zu konzentrieren, wenn ständig diese Gedanken im Kopf herumspuken. Diese Gedanken, dass alle Dinge, die ich mache doch gar nicht wichtig sind. Alle Gespräche die ich führe, doch unnötig sind. Weil ich ja eh genug von meinem Leben habe. Weil ich einfach nicht mehr kann. Und ich weiss nicht mal genau, weshalb das so ist, weshalb ich so denke. Keine Freude habe.
Aber vermutlich ist dieser Teufelskreis momentan schon so gross, dass es einfach keinen Lichtblick mehr gibt. Manchmal möchte ich einfach schreien. Schreien: "Verdammt, seht ihr eigentlich nicht, wie beschissen es mir geht? Ihr habt ja so was von keine Ahnung vom Leben! Ihr könnt euch alle nicht vorstellen, wie verdammt weh es tut, jeden Morgen aufzustehen und diesen Stich im Herzen zu spüren, wenn man an den bevorstehenden Tag denkt. Wenn man Abends nicht schlafen möchte, damit es nicht morgen wird.

Da sind so viele Dinge, die in meinem Kopf herumspuken. Seit Jahren. Und nur in meinem Blog kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen.


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Ich blättere im Album. Ich weiss nicht, wie lange schon. Bestimmt habe ich die Bilder schon tausendmal angeschaut. Trotzdem zieht es mich immer wieder wie magisch zum Album. Ich schlage auf. Fahre mit dem Finger über das Bild. Bewundere die schöne Landschaft. Und das Mädchen darauf. Schlanke Beine, eine sportliche Figur. Sie lacht. Ihr Haar weht im Wind. Und ihre Augen strahlen. Ich höre das Meer rauschen. Rieche das Salz. Meine Gedanken schweifen ab. Meine Finger bohren sich in meine Oberschenkel. Tränen tropfen auf das Album mit dem Mädchen.
Ich wünsche sie mir so sehr wieder zurück. Dieses Zeit. Dieses Mädchen. Das Lachen.
Gleichzeitig weiss ich wohl, dass ich seit Jahren ohne Erfolg versuche, sie zurückzuholen. Ich schaffe es nicht und langsam sinkt meine Hoffnung. Nochmal schaue ich das Mädchen an. Versuche mir alle Details einzuprägen. Ich schaue sie an und kann es kaum fassen, dass das wirklich ich war. Dass ich jemals so glücklich und zufrieden war.

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Ich lüge oft. Aber wer schon nicht. Auf die Frage nach meiner Gesundheit folgt immer ein "gut". Auch wenn es mir in Wahrheit meistens beschissen geht. Auch wenn ich mir in Wahrheit wünsche, weg zu sein. Oder mir gerade zuvor mit dem Messer die Haut aufgeschnitten habe.


"Es ist dieses Gefühl, morgens nicht in den Tag hinein gehen zu wollen, weil es nichts gibt, auf das man sich freut."
 
"...weil es ein unendlicher Kampf ist, in mir drin."

"...mit einem Mal denkst du, du bist ja gar nichts mehr Wert. Du bist eine Null geworden."
"Es ist furchtbar, wenn man feststellt, dass sogar die Dinge, die früher Spass gemacht haben, plötzlich keine Spass mehr machen."

Freitag, 9. Oktober 2015

ich vermisse es.

Ich vermisse dieses leere Gefühl. Vermisse es, zu wissen, dass ich es heute mal wieder geschafft habe, den Tag ohne zu essen zu überstehen. Vermisse diese Leichtigkeit. Den dünnen Bauch. Die schlanken Beine. Die Zufriedenheit beim Einkaufen, wenn ich mich im Spiegel ansah. Die Überlegenheit, die ich hatte.
Ja, ich vermisse alles. So krank es auch klingen mag, ich vermisse sogar die Aufmerksamkeit, die ich für kurze Zeit bekommen habe. Aber am allermeisten vermisse ich meine schlanken Handgelenke und das Knurren meines Bauches. Die Gewissheit, die Kontrolle zu haben.

Es fühlt sich gerade wie ein Stich ins Herz an. Ich will diesen fetten, ekligen Körper nicht mehr. Ich will das Fett an meinen Beinen nicht mehr spüren. Die Cellulite und die Pickel sollen wieder verschwinden. Ich möchte die Lücke zwischen meinen Oberschenkeln wieder sehen. Ich hasse mich gerade. Es macht mich so kaputt. Und immer wieder aufs Neue enttäusche ich mich selbst. Nur, weil ich es jeden Tag aufs Neue nicht schaffe, weniger zu essen.
Jeden Abend schaue ich mir die Bilder von früher an, Tränen laufen mir übers Gesicht. Einerseits weil es mich traurig mach, was ich aus meinem Leben bisher gemacht habe, andererseits, weil ich einfach wütend auf mich bin. Wütend, weil ich diese ganze Arbeit die ich hatte. Das mühsame Verzichten innerhalb eines halben Jahres zerstört habe. Wütend, weil ich so dick bin, wie noch nie zuvor. Und mit jedem Tag dicker werde.

Rückblick:
Endlich hat sie sich überwunden. Monatelang könnte sie nicht über den Schatten springen und neue Hosen kaufen. Monatelang hat sie gehofft, es irgendwann noch zu schaffen, diese 12 kg wieder abzunehmen. Heute hat sie sich eingestanden, dass sie das wohl nicht mehr schaffen wird. Und sie wohl oder übel nie mehr in die Hosen der Grösse 34 und 36 passen wird.
So banal es für die einen klingen mag, für sie war es das grösste Versagen in ihrem bisherigen Leben.
Grösse 38. Ok. Hosen gepackt und in die Kabine. Irgendwie hatte sie wohl gehofft, die würden locker sitzen. Dem war nicht so. Grösse 38. Passt. Scheisse. Scheisse. Scheisse. In diesem Moment brach ihre ganze Welt zusammen. Tränen liefen über ihre Wangen. Nach einer Ewigkeit ging sie zur Kasse. Bezahlte. Lief nach Hause.
Ein ganz normaler Tag für viele Menschen. Für sie nicht.

Ja, in meinem Kleiderschrank liegen diese Hosen in Grösse 38. Zwei Paar. Ich könnte kotzen. Ich kann mir noch so lange einreden, dass mein Gewicht in Ordnung ist. Ich kann mir noch so lange von anderen anhören, dass ich doch eine gute Figur habe.
Sobald ich mich im Spiegel sehe, hasse ich mich. Sobald ich mit Anderen unterwegs bin, sehe ich doch, wie fett ich geworden bin. Ich vergleiche mich. Habe ich schon immer gemacht. Und mir kann keiner erzählen, dass ich noch schlank bin. Und all die Lügen bringen mir auch nichts. Ich weiss es ja. Es ist dieser verdammte Gedanke. Und dieser Blick. Alles ist dick. Alles quillt. Und trotzdem fresse ich weiter. Heule. Schneide. Hasse. Weiss nicht mehr weiter. Und all das passiert neben meinem "normalen", aufgesetzten Leben in dieser Welt.
Toll, gratuliere. Du hast es mal wieder geschafft.

Sonntag, 20. September 2015

Pickel, Cellulite, +15kg

Eigentlich braucht es keinen Text mehr dazu. Es ist so deprimierend. Und ich schaffe es einfach nicht, abzunehmen. Was früher so leicht ging, stellt plötzlich ein riesiges Hindernis dar. Und dabei ist es mein einziger Wunsch im Moment. Wieder so aussehen wie vor einem halben Jahr - mit 15kg weniger.
Jedes Mal, wenn ich mir die Bilder von damals anschaue, könnte ich heulen. Ich will meinen Körper zurück. Ich will stolz sein auf meine Figur. Ich habe keine Lust mehr, mich zu verstecken und mich jeden Morgen zu hassen, weil ich so fett geworden bin.

Montag, 14. September 2015

Gefühlschaos und Distanz

Ständig werde ich gefragt, wie es mir gefällt. Ich kann ihnen nicht die Wahrheit sagen. Kann nicht öffentlich zugeben, dass ich mich absolut beschissen fühle. Das ich jeden Morgen aufwache und mir wünsche, nicht mehr aufzuwachen. Tot zu sein. Weg zu sein.
Ich kann es nicht sagen. Denn spätestens dann würden sie mich entweder für verrückt erklären und in die Psychiatrie überweisen oder auslachen. Ich weiss nicht, was schlimmer wäre.
Jedenfalls geht es nicht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Gefühlschaos das ist. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schiesst, sobald mein Wecker klingelt ist: "Oh nein, bitte nicht, lass es nicht wahr sein. Ich will nur weiterschlafen." Dieser Gedanke ist schon da, ohne, dass ich was machen kann. Dazu muss ich nicht mal wach sein.
Eigentlich grenzt es an einem Wunder, dass ich mich immer aufraffen kann, und mich irgendwie zum Unterricht schleppe.
Irgendwas mache. Alles vergesse. Verwechsle. Deprimiert bin. Mir keiner zuhört. Ich wieder beginne, diesen Hass auf die Kinder zu entwickeln. Am liebsten einfach rausstürmen würde. Schreien würde "Leckt mich doch einfach alle am A****."

Irgendwann ist der Tag vorbei. Vorbereitungen für den nächsten Tag machen. Nach Hause. Fressen. Schreiben. Schlafen.

Und dann wieder von vorne. 5 Tage die Woche. HILFE

Samstag, 12. September 2015

Liebe M.

Ich kann mit dir super über alles reden. Aber da gibt es etwas, dass du nicht weisst. Etwas, was mich mein ganzes Leben lang begleitet hat. Womit ich zu Leben versucht habe. Und im letzten halben Jahr gemerkt habe, wie schwer das ist. Ich habe ja öfters erwähnt, dass ich viel zugenommen habe in den letzten Monaten. Auch wenn ich es so erzählt habe, als würde ich es akzeptieren, ist das in Wirklichkeit nicht so. Ich kann es nicht.
Dazu musst du vielleicht die Vorgeschichte noch kennen. Als Kind war ich immer übergewichtig. Wurde deswegen gehänselt und hasste meinen eigenen Körper. Ich ass weniger. Und plötzlich war es ganz leicht. Ich war leicht. War schön. Bekam Aufmerksamkeit. Zum ersten Mal in meinem Leben sahen mich die Leute an, nahmen mich wahr.
Und ich war stolz auf mich. Das ging fast 8 Jahre lang gut. Irgendwann machte mein Körper wohl nicht mehr mit. Ein paar Früchte am Tag waren einfach zu wenig. Ich nahm zu. Das hast du ja mitbekommen. Mir passt keine Hose mehr. Meine Oberschenkel reiben aneinander. Beim Hinsetzen quillt mein Bauch über mein Hosenbund. Ich kann mich nicht mehr im Spiegel anschauen. Ich hasse mich jeden Morgen, wenn ich aufstehe. Aber ich schaffe es nicht mehr, so diszipliniert zu sein. Schaffe es nicht, weniger zu essen. Ich komme nicht mehr klar mit meinem Körper. Und so krank es auch klingen mag, ich komme mit meinem ganzen Leben nicht klar. Bin ich wohl noch nie. Aber wenigstens hatte ich damals Kontrolle über mein Gewicht. Jetzt zerbricht alles. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich mich selbst nicht mag.
Ich habe keine Energie mehr, zu kämpfen. Bin immer so müde, depressiv. Ich bin sogar zu müde, um mich zu schneiden oder zu weinen. So unsagbar müde.
Du glaubst nicht, wie anstrengend es ist, ständig so zu tun, als ob das Leben ok wäre. Morgens bei der Arbeit die Kraft aufzubringen meine Gedanken auf den Unterricht zu fokussieren. Ständig alle anzulügen, es gehe mir gut.
Es geht mir beschissen. Jeden Morgen wünsche ich mir, gar nicht mehr aufzuwachen. Von einem Auto überfahren oder angefahren zu werden. In einen Unfall zu geraten.

Und dann trinken wir Kaffee. Reden über unseren Alltag. Ihr schwärmt davon, wie toll es ist. Und ich sitze da und versuche zu lächeln. Versuche, nicht gerade in Tränen auszubrechen. Und denke mir, wie beschissen das alles eigentlich ist. Wie gerne ich einfach weg sein würde. Tot sein würde. Alles hinschmeissen würde.
Liebe M., ich möchte dir nur für alles danken. Du warst immer für mich da. Aber es gibt wohl Dinge, mit denen muss ich selbst klarkommen. Manchmal wünsche ich mir so sehr, ich hätte die Energie, die du hast. Das echte Lachen, das immer auf deinen Lippen ist. Die wahren Worte, die aus deinem Mund kommen.

Denn bei mir ist alles falsch.